Multifunktionales Selbstschutzsystem MUSS
Der SPz PUMA gilt als das derzeit bestgeschützte Waffensystem seiner Klasse. Das verdankt er unter anderem dem Schutzsystem MUSS der Fa. HENSOLDT. MUSS ermöglicht dem PUMA ein hohes Schutzniveau innerhalb der vorgegebenen Gewichtsgrenzen, welches mit einer rein passiven Panzerung so nicht erreicht würde. Treffer durch feindliche ATGM-Bedrohungen (Anti-Tank-Guided-Missiles) können verhindert werden, indem Warnsensoren eine Bedrohung durch Raketen oder Laser erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen automatisch einleiten.
Das Selbstschutzsystem MUSS wurde entwickelt, um Bedrohungen durch Panzerabwehrlenkflugkörper (ATGM) und lasergelenkte Munition zu bekämpfen. Es setzt sich aus der Zentralelektronik, vier Sensorköpfen pro System, einem Störsender (Jammer) sowie zwei richtbaren Nebelmittelwurfanlagen (RiWA) mit pyrotechnischer MUSS-Munition und dem Bedienfeld für das Steuergerät zusammen.
Das Warnsystem basiert auf vier MUSS-Hybridsensorköpfen, die jeweils einen Flugkörper- und einen Laserwarnsensor in einem einzigen Gehäuse beinhalten. Die Daten werden an die Zentralelektronik übertragen, wo die Endverarbeitung der Signale erfolgt. Dieser Hybrid-Warnsensor ist ein rein passiver Sensor. Dadurch wird die Signatur des geschützten Fahrzeugs in keinem Spektrum verändert und gleichzeitig eine 360° Signalerfassung des umgebenen Geländes über Entfernungen vom Nahbereich bis über mehrere Kilometer hinweg gewährleistet.
Warnung und Abwehr
Die passiven MUSS-Sensorköpfe beobachten kontinuierlich das Gefechtsfeld. Basierend auf der Bedrohungsmeldung, die die Richtung der Bedrohung und andere Parameter beinhaltet, wird der Fahrzeugbesatzung die Bedrohung angezeigt. Je nach gewählter Betriebsart des Systems werden die Gegenmaßnahmen entweder automatisch oder erst nach Bestätigung durch die Fahrzeugbesatzung eingeleitet. Die entsprechende Art von Gegenmaßnahmen wird in der folgenden Reihenfolge automatisch aktiviert. Zunächst ist dies der IR-Jammer, der in der Lage ist, die meisten der derzeit im Einsatz befindlichen ATGM zu stören.
Dabei wird der Regelkreis zwischen Rakete und deren Steuereinheit derart beeinflusst, dass die Rakete ihr Ziel nicht erreicht und durch induzierte Fehllenkung weit vor dem geschützten Fahrzeug neutralisiert werden kann. Der Jammer ist in Azimut und Elevation drehbar und wird automatisch in Richtung der Bedrohung gesteuert. Die Ausrichtung bleibt auch bei sich bewegender Plattform erhalten. Die zweite Gegenmaßnahme ist der Einsatz einer speziellen Nebelgranate, die durch die richtbare Nebelmittelwurfanlage aktiviert wird.
Als passiver Bildsensor arbeitet der Flugkörperwarner im solarblinden Teil des UV-Spektrums und beobachtet kontinuierlich die Umgebung. In der erdnahen Solarblindregion gibt, es gegenüber dem Infrarot-Bereich, keine natürliche Hintergrundstrahlung. Bei der Erfassung von Raketen wird die durch die UV-Raketenfahnenbestrahlung erzeugte Raketensignatur im Flugkörperwarner vorverarbeitet und anschließend an die Zentralelektronik zur Weiterverarbeitung übergeben.
Der Laserwarner beinhaltet ein spezielles hochintegriertes Detektorelement mit einer hohen Empfindlichkeit und Winkelauflösung. Der Laserwarner-Sensor kommuniziert mit einem Datenbus und überträgt alle Alarme an die MUSS-Zentralelektronik. Sie ist das Bindeglied zwischen den Sensorköpfen, verarbeitet alle übertragenen Daten und löst entsprechende Gegenmaßnahmen aus. Die Erfassung deckt den operativen Bereich von Laserzielmarkierern und Laserentfernungsmessern ab.
Die Störmittel
Der IR-Jammer ist gegen die meisten derzeit verwendeten drahtgelenkten Panzerabwehrlenkwaffen wirksam und bietet den Vorteil, beliebig oft genutzt werden zu können. Der Jammer setzt sich aus dem drehbaren IR-Jammerkopf und der davon abgesetzten IR-Jammer-Elektronik zusammen. Der Kopf bietet eine 360°-Azimutabdeckung und eine hohe Elevation. Der IR-Jammer wird durch die Zentrale Elektronik des MUSS je nach Bedrohungsanalyse aktiviert. Der Jammer arbeitet in den gleichen IR- Wellenbändern wie die meisten ATGM-Waffenstationen, wobei die emittierte Strahlung weder im visuellen noch im IR-Spektrum sichtbar ist.
Die richtbare Nebelmittelwurfanlage wird von der Steuereinheit in Richtung der Bedrohung gedreht und dann aktiviert. Aus taktischen Gründen kann der Einsatz von Nebel von der Crew auch manuell aktiviert werden. Die spezielle pyrotechnische Munition ist für eine schnelle Erzeugung von Nebel optimiert, der vom sichtbaren bis in den IR-Spektralbereich reicht und IR-Lenkwaffen sowie Suchkopfraketen stört.
Ersterscheinung Mittler Report Verlag und mit Unterstützung von Hensoldt aktualisiert.